Wenn von Goethe als dem bedeutendsten “Klassiker” der deutschen Literatur gesprochen wird, so sind damit vor allem sein “Faust”, seine “Iphigenie”, sein “Wilhelm Meister”, seine autobiographischen Schriften sowie seine Gedichte und Balladen gemeint. Da er jedoch die Hälfte seines Lebens mit bildkünstlerischen und naturwissenschaftlichen Studien verbrachte, bei denen es ihm vornehmlich um ein holistisches Verständnis der in all ihren Erscheinungsformen zu respektierenden Natur ging, wäre es fast noch angebrachter, ihn als einen der ersten ökologiebewussten “Klassiker” innerhalb der deutschen Geistesgeschichte zu würdigen, der auf diesem Gebiet — angesichts der uns bedrohenden Gefahren — bis heute relevant geblieben ist. Dafür versucht sich dieses Buch — anhand des im Laufe seines langen Lebens immer vertiefteren Naturverständnisses — mit aller Entschiedenheit einzusetzen, statt Goethe lediglich als einen dilettantischen Empiriker zu charakterisieren. Nach einer Darstellung der lebensgeschichtlichen Etappen von Goethes Bemühungen um ein immer vertiefteres Verständnis der Natur bildet daher den Abschluss des Ganzen eine ausführliche Rezeptionsgeschichte all jener Naturwissenschaftler und Philosophen, die vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart in Goethe einen «grünen Klassiker” gesehen haben.