»Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält«, formulierte einmal treffend die große Erzählerin Marie von Ebner-Eschenbach. In der Tat: Noch bis vor kurzem blickten viele neidvoll auf das ehrgeizige EU-Land, das durch die Erschließung der osteuropäischen Märkte über Nacht reich wurde. Politische und wirtschaftliche Stabilität der neutralen Alpenrepublik schienen so sicher wie das Amen im Wiener Stephansdom.
Doch das hat sich geändert. Die einst so geschätzte und in vielem bewunderte Alpenrepublik wird sich selbst und Europa zum Problem. Der ungehemmte Populismus hat die politisch-sachliche Atmosphäre vergiftet. Nur wenige Stimmen fehlten am Ende 2016, dann hätte erstmals ein Rechtspopulist in Westeuropa das höchste Amt im Staate bekleidet. Den beiden Volksparteien, die das Land im Alleingang abwechselnd regiert haben, droht der radikale Machtverlust. Der errungene Wohlstand durch die Osterweiterung ist gefährdet, Unternehmen und Banken hängen durch, die Arbeitslosigkeit steigt. Längst ist die fremden feindliche FPÖ zur stärksten politischen Kraft aufgestiegen. Kein Wunder, denn statt Überzeugungen und Prinzipien prägen Opportunismus und Ränkespiele das Land. Österreich wird zum Testfall für Deutschland und Europa.